Medienmusikpraxis an der Universität Oldenburg

Seit dem Sommersemester 2024 bin ich vertretungsweise am Musikinstitut der Uni Oldenburg. Dort leite ich den Bereich Medienmusikpraxis und freue mich über das inspirierende Umfeld, interessierte Studierende, großartige Kolleg*innen und die gute Ausstattung mit Tonstudio, Beatmaking-Lab und Kammermusiksaal. Neben Lehrveranstaltungen zu Sound Studies, digitaler Musikproduktion, generativer Musik oder dem Live-Elektronik-Ensemble mit Tools und Maschinen wie Ableton Live, Max/MSP, Elektron Digitakt oder Moog Mother32 organisieren wir jedes Semester Workshops mit Produzent*innen verschiedener musikalischer Genres, wie zum Beispiel mit lil.lili zur Modularsynthese.

Mit MusikmachDingen die Welt verstehen

Wesentlich für die medienmusikalische Praxis ist ein Verständnis, das die verschiedenen MusikmachDinge (DAW, Synthesizer, Sampler etc.) nicht als neutrale Werkzeuge begreift, sondern ihren Einfluss auf ästhetische Praxis, Musikkultur und Gesellschaft hervorhebt. Musikalische Praktiken prägen Subkulturen und gehen daraus hervor, werden Teil apparativer Medien, die wiederum ästhetische Ausdrucksweisen prägen, die ihrerseits Teil einer Musikkultur werden können. Dabei findet stets eine Reflexion sozialer Kontexte statt: Musik entsteht im Verhältnis zur Welt mit all ihren Lebewesen, Medien und Sounds, sie bildet Perspektiven und Zugänge, die Welt zu verstehen. Medienmusikalische Praxis kann als Auseinandersetzung mit Biodiversität stattfinden; Drum Machines sind Ausdruck einer mediatisierten Gesellschaft und können Medienbildung unterstützen; Sample-Libraries spiegeln auditive Kulturen und können unter postkoloniale Perspektiven analysiert werden; die Modulation von Stimmen in der digitalen Musikproduktion eröffnet Diskussion rund um Gender und Diversität – Diese und weitere Themen sind Gegenstand der Lehrveranstaltungen zu Musik und Medien in Oldenburg. 

Video: Selbstständig entwickelter kompakter generativer Synthesizer (Postdigital Instruments Lab)

Meine aktuellen Lehrveranstaltungen (Auswahl):

Sound Studies – Klänge wahrnehmen, speichern, spielen und analysieren (MA)

Sound ist keineswegs nur das, was wir hören. Er findet in diversen Kontexten statt und ist über unterschiedliche Sinne wahrnehmbar. Sound kann sogar nur in der Vorstellung existieren, als Bild oder Text daherkommen. Sonische Artefakte unterdrücken und ermächtigen, kommunizieren, kollaborieren, schließen ein und schließen aus. Darüber kommen wir im Seminar ins Gespräch und verschaffen uns einen systematischen Überblick über einige der wesentlichen Positionen und Themenfelder der Sound Studies von der Ökoakustik bis zum Game-Soundtrack. Dabei werden Sie Gelegenheit bekommen, sich den Themen anhand diverser Gegenstände, Akteur*innen und Praktiken sowohl auf der Grundlage verschiedener Texte zu nähern als auch durch kompakte medienpraktische Experimente und die Erstellung eigener Aufnahmen.

Medienmusikpraxis: Live Sampling, Mixing und Looping (BA)

Anhand exemplarischer Künstler*innen und Musikproduktionen beschäftigen wir uns mit Praktiken des Sampling, Mixing und Looping. Im Anschluss daran entwickeln wir auch im Zusammenklang mit konventionellen Instrumenten und im Rahmen experimenteller Live-Performances eigene Stücke und musikalische Skizzen. Wir nutzen den Push-Controller, lernen die Granulat-Synthese kennen und widmen uns ästhetischen Praktiken einschlägiger Künstler wie Matthew Herbert.

push Controller
Hands on Push Controller

Postdigital Instruments Lab (MA Integrated Media)

In dieser Übung werden individuelle Instrumente, Klanginstallationen und anderer Musikmachdinge entwickelt. Dazu experimentieren wir mit verschiedenen Steuerungen und Schnittstellen von Musiksoftware sowie mit Lautsprechern, Radios, Mikrophonen und elektronischen Schaltungen unter anderem unter folgenden Schwerpunkten: Einführung Max4Live und Max/MSP, Mapping in Ableton, Game-Devices for Music, Audio Hacking and Circuit Bending, Erweiterung konventioneller Instrumente (Hyperinstruments)