Vortrag zum Thema „Schizophone Spielzeuge medienmusikalischer Performance und Gestaltung“ am 20. Januar an der Universität Tübingen während der 4. Jahrestagung der AG Auditive Kultur und Sound Studies der Gesellschaft für Medienwissanschaft.
In meinem Promotionsprojekt beschäftige ich mich mit der digitalen Vermittlung musikalischer Kompetenzen durch Videospiele, wobei ich mich vorwiegend auf solche Spiele konzentriere, bei denen herkömmliche E-Gitarren zum Einsatz kommen.
Ziel der Forschungsarbeit ist es, mit Bezug auf spieltheoretische, musik- und medienwissenschaftliche Texte sowie durch die praktische Auseinandersetzung mit Guitar Games neue Erkenntnisse über die Wirkungsweisen der Trias von Musik, (Video)Spiel und Instrument zu erlangen. Daran schließen sich Fragen nach der Virtualisierung von Instrumenten, ihren Klängen und Spieltechniken sowie danach, welche Arten von Wissen auf welche Weise erlernbar sind und inwiefern dies musikalische Stile, Hörgewohnheiten und die Auffassung von E-Gitarrenmusik prägt, an. Zum Lernen der E-Gitarre mit dem Videospiel „Rocksmith 2014“ führe ich zur Zeit eine empirische Studie mit 18 Teilnehmer_innen durch.
Zwei Aspekte treten in Bezug auf auditive Kulturen und Soundstudies besonders hervor: Durch die Nutzung der E-Gitarre als Videospiel-Controller werden Sound und Quelle voneinander getrennt, sodass eine Form von Schizophonie (Schafer 1988) bzw. eine schizophone Performance (Miller 2010) entsteht. Die am Instrument erzeugten Klänge werden in der Spielumgebung neu übersetzt und im Wesentlichen als Steuerungsdaten genutzt. Auf deren Basis macht das Videospiel ausgewählte Sounds bekannter E- Gitarristen handhabbar und eine dynamische dreidimensionales Notationsformat sichtbar.
Gleichzeitig wird dabei auch die Verwandtschaft verschiedener Medienmusikmaschinen wie Pianola, Digital Audio Workstation, Synthesizer und Musikvideospiele deutlich und öffnet die Perspektive, diese gleichermaßen als Instrumente und als Spiele oder Spielzeuge innerhalb auditiver Kulturen zu betrachten.