Soeben ist der Sammelband „Die Attraktion des Apparativen“ (hrsg. von Stefanie Diekmann und Volker Wortmann) erschienen.
Wenn die Apparate aus dem täglichen Umfeld verschwinden, tauchen sie an anderer Stelle wieder auf: als Objekte der Reminiszenz, als Gegenstand der künstlerischen Erforschung und der musealen Inszenierung.
Die neuere Mediengeschichte erscheint als eine Geschichte der Dematerialisierung. Sukzessive Auflösung der verschiedensten Medienapparate im Zuge der Digitalisierung, Ausdünnung der materialen Hardware und Reduktion von Schnittstellen. Wenn aber die Gegenwart der Mediennutzung von einem umfassenden Rück- und Abbau des Apparativen bestimmt wird, so findet dieser Abbau seine Gegenbewegung in einer Konjunktur von Inszenierungen des Apparativen, die ihre Schauplätze abseits des Technikmuseums im Kunstmuseum, im Programmkino und auf der Theaterbühne haben. Vor diesem Hintergrund perspektiviert der Begriff der „Attraktion“ sowohl die Exposition und Mise en scène von Apparaturen als auch eine Zäsur innerhalb der Aufmerksamkeitsökonomie.
Audio-Hacks
Apparative Klangästhetik medientechnischer Störungen
Der Kassettenrecorder leiert, der Plattenspieler knackt, das Radio knistert, der CD-Player stottert. Apparate scheinen eine eigene Stimme zu haben, in der Regel artikulieren sich aber die medialen Inhalte, bevor die Apparate selbst in Erscheinung treten. Lediglich beim Ein- und Ausschalten, Einlegen, Auf-legen, Spulen, Starten oder Stoppen der tontragenden Medien werden wir des Apparates akustisch gewahr. Egal, ob es sich dabei um Tonband, Schallplatte, CD oder die etwas flüchtiger erscheinende elektromagnetische Radiowelle handelt: Durch Hacking beziehungsweise Störungen und unkonventionelle Benutzung wird der Prozess der apparativen Wiedergabe hörbar und als ästhetisches Gestaltungsmittel nutzbar. Die Erzeugung apparativer Klang-ästhetik vermittelt dabei gleichzeitig ein Verständnis von elektrischen und elektronischen Medien.