Haben wir uns noch kürzlich auf den Public-Viewings zur Fußball-WM oder zum Tatort-Gucken in der Hausbar getroffen, können wir nun endlich zu Hause bleiben und trotzdem dabei sein. Facebook und Twitter sei Dank! Das Gesehene können wir mit unseren Friends austauschen und trotzdem quatscht keiner dazwischen, weil er den Ball schon im Tor sieht oder den Fall schon längst gelöst hat. Zumindest können wir selbst auswählen, was wir sonst noch alles mitkriegen möchten, damit Fernsehen nicht mehr so langweilig ist und uns weniger passiv erscheint. Zuweilen ist aber gerade die Passivität erwünscht, daher ja auch der Umzug von youTube auf die leuchtende Wohnzimmer-Mitte und der Couch-Mode von Vimeo. Die Medienkonvergenz von Web und TV schreitet voran und wir bleiben sitzen. Fernesehen ist noch lange nicht tot, denn „Personalisierung, Interaktivität und „Social TV“ gewinnen an Bedeutung. Der Fernseher wird zur zentralen Hausintelligenz, zum Gamecenter zum Konfernzsystem.“ (z punkt) Gegenwärtig bilden sich neue Fernsehgemeinschaften. Wer bei Facebook ein Video anschaut, kann sich doch sicher sein, dass er nicht alleine auf die Mattscheibe starrt.
„Mehr als 383.000 Menschen mögen Kokowääh. Nun, es sind sicher noch ein paar mehr, aber etwa so viele haben den „Like“-Knopf auf der Facebook-Seite des Films gedrückt. Und wer ihn ganz besonders mag, der kann ihn sich dort auch gleich noch einmal ansehen. Seit gut drei Wochen ist die Komödie der erste deutsche Spielfilm, der als Video-on-Demand in voller Länge bei Facebook aufgerufen werden kann. Knapp 3,50 Euro kostet der Zugriff, für 48 Stunden ist der Film dann verfügbar.“ (SZ: Wie Facebook zur Unterhaltungsplattform wird 12.09.2011)
Dabei ist der Like-Button, über den signalisiert werden kann, dass eine ausgewählte Sendung gefällt oder das Video-on-Demand / Pay-per-View auf Facebook erst der Anfang. Wenn Klicken und Zappen eins werden freut sich besonders die Werbeindustrie. Per Fernbedienung einkaufen? – Im Web wird das schon heute erprobt.
Man benötigt allerdings noch etwas Klick-Training. Aber auch das wird verschwinden, wenn uns die Kamera erfasst und wir im Stil von Wii und Kinect nur noch lässig winken. – auch unsern Verwandten und Bekannten könnten wir per Videokonferenz bzw. Video-Livechat zuwinken, hoffentlich ohne versehentlich Opas fesche Lesebrille zu kaufen. Vermutlich werden wir bei all dieser Gleichzeitigkeit das Fußballtor genauso verpassen wie die entscheidende Wendung im Tatort. Das ist der Preis der gesteigerten Aktivität im Couch-Mode. Auswege sind das Zurückspulen oder die Kommentare der Community zur Sendung. Auf der Tatort-Website bleiben die neuesten Fälle ehe schon 7 Tage länger lösbar. Im Web kann das Gemeinschaftsgefühl auch zeitlich versetzt aufkommen. Die Verschmelzung von Zapp und Klick wird Realität. Wäre es eigentlich unsozial nicht dabei zu sein?
Weiterführende Links:
Ausführlicher Artikel zur Zukunft ders Fernsehens bei zPunkt: Studie: TV 2020 – Die Zukunft des Fernsehens
Einige Beispiele zu Social TV von Chill bis Hangout bei Digitaler Film.