Musikformulare und Presets. Musikkulturalisierung und Technik/Technologie

presetsAm Institut für Musikwissenschaft der Universität Hildesheim findet vom 29. bis 30. Mai eine Arbeitstagung zum Thema „Musikformulare und Presets. Musikkulturalisierung und Technik/Technologie“ statt.

Musiknotationen, grafische Oberflächen von Musikprogrammen, Steckfelder modularer Synthesizer etc. als Musikformulare zu begreifen, verschiebt die Sichtweise auf Musiktechniken/-technologien weg von den Möglichkeiten, die diese eröffnen, hin zu den Einschränkungen, die sie im Eigentlichen bedeuten. Denn in Formulare, wie beispielsweise der Steuererklärung, ist nur eintragbar, was vorgesehen ist – verallgemeinernd gesagt, was von der Welt zu wissen nötig ist, geben Formulare vor. So zeigen sich Musikformulare als Speicher von (musikbezogenem) Wissen.

Presets im Kontext der Musikproduktion sind Voreinstellungen von Parametern zur Klangbildung. Sie kommen als werksmäßig vorgefertigte Musikpattern, Sounds, Rhythmen sowie Effekte vor. Sie scheinen rein ›technischer Natur‹ zu sein, wirken zumeist hintergründig und verkürzen vielleicht Arbeitsschritte. Presets, positiv begriffen, befriedigen Bedürfnisse. Presets, pessimistisch aufgefasst, sind ästhetisch hochgradig suggestiv.

Erkenntnisinteressen: Auf der Tagung sollen kulturwissenschaftlich informierte, musikwissenschaftliche Forschungen und Forschungsskizzen präsentiert werden, die Techniken und Technologien des Musikmachens als kulturelle Wissensspeicher und Wissensgeneratoren annehmen. Zu erkennen, wie, wo und welches Wissen in Musikformularen und Presets verteilt ist, kann als besonders aufschlussreich angesehen werden. Musikformulare verhärten nicht nur ›Vor-Stellungen‹ oder bieten Möglichkeiten der Subversion. Sie tragen darüber hinaus als Musiktechnologien nicht selten Entwürfe in sich, die in bestimmten Kulturzusammenhängen in dieser Weise noch gar nicht explizit gewusst werden. (Call zur Veranstaltung)

Ich freue mich selbst mit meinem Beitrag „Guitar Gamification: Gerasterte Musikalität zwischen Partitur und Videospiel“ dabei sein zu können. Das komplette Programm gibt es hier.